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Die diesjährige Swissgarant-Studienreise führte uns an den wunderschönen Bodensee – eine Region, die wie kaum eine andere für technische Innovation, Ingenieurskunst und Pioniergeist steht.
Ursprünglich war ein Besuch beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen geplant. Aufgrund der grossen internen Reorganisation musste dieser Programmpunkt jedoch kurzfristig abgesagt werden. Doch wie es so oft heisst: Wenn eine Tür sich schliesst, öffnet sich eine andere – und manchmal führt sie sogar in den Himmel.
So setzten wir uns mit einer ganz anderen Art der Fortbewegung auseinander – einer, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als das schnellste und eleganteste Reisemittel für grosse Distanzen galt: dem Zeppelin.
Die Faszination der Giganten der Lüfte
    Graf Ferdinand von Zeppelin gilt als einer der kühnsten Erfinder seiner Zeit. Sein grösstes Werk, die LZ 129 „Hindenburg“, war mit 245 Metern Länge und 41 Metern Durchmesser
    das bis heute grösste jemals gebaute Luftfahrzeug der Welt.
    Die Konstruktion bestand aus einer hochkomplexen Tragstruktur aus Aluminium, zusammengehalten von rund 5 Millionen Nieten, die alle von Hand gesetzt wurden – eine wahre
    Meisterleistung der Ingenieurskunst! Die Aussenhülle bestand aus mehrschichtigem Baumwollgewebe, das den enormen Innenraum schützte.
    Leider endete die Erfolgsgeschichte dieser Giganten tragisch: Auf ihrer 35. Reise von Friedrichshafen nach Amerika explodierte die Hindenburg im Mai 1937 beim Landeanflug in
    Lakehurst (New York), nur etwa 60 Meter über dem Boden. Rund zwei Drittel der Passagiere konnten gerettet werden. Das Luftschiff ging in Flammen auf, da statt des nicht brennbaren
    Heliums das hochentzündliche Wasserstoffgas verwendet werden musste – Helium wurde damals ausschliesslich von den USA kontrolliert, die keinen Export nach Deutschland
    erlaubten.
    Dieser Unfall markierte das Ende der Ära der grossen Zeppeline. Erst im Jahr 2000 begann mit der neuen Zeppelin-NT-Generation (NT = Neue Technologie) eine Renaissance. Diese
    modernen Luftschiffe sind mit 85 Metern Länge nur noch etwa ein Drittel so gross wie die LZ 129, dafür aber sicher, leise und hochpräzise steuerbar. Heute stehen drei Zeppeline in
    Friedrichshafen für Rundflüge bereit – drei weitere befinden sich in den USA.
Ein Grössenvergleich zeigt, wie beeindruckend die ursprüngliche Hindenburg war:
| Fahrzeug / Typ | Länge | Durchmesser / Höhe | Spannweite | 
| Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“ (1936) | 245 m | 41 m | – | 
| Airbus A380-800 (2007) | 72,7 m | 24,1 m | 79,8 m | 
| Boeing 747-8 (2012) | 76,3 m | 19,4 m | 68,4 m | 
Ein Blick auf diese Zahlen zeigt: Die Hindenburg war mehr als dreimal so lang wie ein Airbus A380 – ein wahrer Gigant des Himmels.
Ein Blick hinter die Kulissen – Besuch der Zeppelin-Werft
Nach einer eindrücklichen Einführung in die Geschichte der Luftschifffahrt besuchten wir die Zeppelin-Werft in Friedrichshafen. Dort werden die modernen Zeppeline gewartet, geprüft und startklar gemacht. Leider war unser Besuch etwas kurzfristig, sodass wir keine Fahrt mehr unternehmen konnten – die Nachfrage ist gross und das Wetter muss mitspielen. Doch schon die Nähe zu diesen beeindruckenden Maschinen war ein Erlebnis für sich.
Vom Luftschiff zum Flugzeug – Claude Dornier und der Ursprung einer ganzen Industrie
    Ein besonders spannender Aspekt der Friedrichshafener Technikgeschichte ist die enge Verbindung zwischen den grossen Namen Zeppelin, Dornier und ZF.
    Claude Dornier, ursprünglich Ingenieur und Mitarbeiter bei Zeppelin, wurde von Graf Zeppelin höchstpersönlich dazu ermutigt, sich mit dem Bau von Flugzeugen aus Aluminium zu
    beschäftigen – ein damals völlig neuer Ansatz. Dornier griff die Idee begeistert auf und setzte sie mit grossem Erfolg um.
Damit legte er den Grundstein für die spätere Luftfahrtindustrie in Friedrichshafen, die bis heute das wirtschaftliche Herz der Region bildet. Auch Unternehmen wie ZF Friedrichshafen entstanden ursprünglich aus der Zeppelin-Werft heraus – sie wurde gegründet, um Zahnräder und Antriebe für die Zeppeline zu fertigen.
Bis heute ist Friedrichshafen eine Stadt, in der Technik Tradition hat: Sie ist die einzige Stadt Deutschlands, die mehr Arbeitsplätze als Einwohner zählt – ein klares Zeichen für den ungebrochenen Innovationsgeist am Bodensee.
Dornier-Museum – Pioniergeist aus Metall
Der zweite Höhepunkt unseres Programms war der Besuch im Dornier-Museum, gleich neben dem Flughafen Friedrichshafen. Der Gründer, Claude Dornier, war ein echter Visionär, der seine Ideen mit unglaublicher Konsequenz umsetzte. Besonders beeindruckend waren die riesigen Flugschiffe, die er baute – Maschinen mit bis zu zwölf Motoren, die dank ihres Schiffsrumpfs sowohl auf Seen als auch auf Flüssen starten und landen konnten, ganz ohne befestigte Pisten.
Ein besonderes Highlight war das Flugzeug einer der ersten Lufthansa-Generationen, gefertigt komplett aus Aluminium. Es konnte bereits in den 1920-jahren acht Passagiere befördern und wog leer weniger als 2 000 Kilogramm – also weniger als ein heutiges Mittelklasseauto. Da musste so mancher von uns schmunzeln, wenn moderne Autohersteller vom „Leichtbau“ sprechen.
Geniessen, lachen, diskutieren
Natürlich darf auf einer Swissgarant-Studienreise auch das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen. Wir waren im traditionsreichen Hotel „Bayerischer Hof“ in Lindau untergebracht, direkt am Seeufer – ein wunderbarer Ausgangspunkt für spannende Gespräche, gutes Essen und den einen oder anderen feinen Tropfen Wein.
Ein grosses Dankeschön geht an Peter Ruprecht für die Organisation dieser gelungenen Reise. Sie war nicht nur informativ, sondern auch inspirierend – eine perfekte Mischung aus Geschichte, Technik, Teamgeist und Genuss.
Fazit
    Die Studienreise 2025 hat uns gezeigt, dass Innovation oft aus Leidenschaft entsteht – egal, ob im frühen 20. Jahrhundert bei Zeppelin und Dornier oder heute bei den modernen
    Fahrzeugherstellern.
    Und manchmal führt der Weg zu neuen Erkenntnissen eben nicht auf die Strasse, sondern in die Lüfte.